Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat der Universität Tübingen zwei neue Graduiertenkollegs bewilligt. In diesen Kollegs werden Doktorandinnen und Doktoranden ab 1. Oktober 1997 den Themenbereichen "Die Bibel - ihre Entstehung und ihre Wirkung" und "Zellbiologie in der Medizin" nachgehen. Tübingen verfügt damit nun über elf Graduiertenkollegs und gehört nach Angaben der DFG zu den vier Universitäten mit den meisten Graduiertenkollegs (neben Heidelberg, Göttingen und der Humoldt-Universität Berlin).
Im Graduiertenkolleg "Die Bibel - Ihre Entstehung und ihre Wirkung" an der Evangelisch-Theologischen Fakultät wird von der Prämisse ausgegangen, daß die Geschichte des christlichen Traditionsraums von der Bibel auf unverwechselbare Weise geprägt wurde, nicht nur in kultur- und geistesgeschichtlicher Hinsicht, sondern ebenso in ihren religiösen, kirchlichen, politischen und sozialen Manifestationen. Dieser kulturprägende Zusammenhang droht mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten bzw. bewußt verdrängt zu werden (Stichwort "Traditionsabbruch"). Um so dringlicher scheint deshalb das Bemühen, in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit nichttheologischen Fächern die religiöse Kraft und kulturelle Bedeutung der Bibel durch die wissenschaftliche Erhellung ihrer entstehungs- und rezeptionsgeschichtlichen Dimensionen lebendig zu halten. Beteiligt daran sind die Fachgebiete Theologie (mit ihren historischen, systematischen und praktischen Disziplinen), Judaistik, Religionswissenschaft, Klassische Philologie, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Musikwissenschaft. Zahlreiche Wissenschaftler(innen) aus Nordamerika, Israel, England, Skandinavien, Österreich, Schweiz und Italien werden mit dem Kolleg zusammenarbeiten. Die DFG stellt für das Kolleg, dessen Sprecher Prof. Dr. Bernd Janowski, Alttestamentliche Abteilung der Evangelisch-Theologischen Fakultät, ist, über einen Zeitraum von drei Jahren 1,3 Mio. DM zur Verfügung.
Das Graduiertenkolleg "Zellbiologie in der Medizin" setzt sich zum Ziel, bei der Bearbeitung medizinisch relevanter Fragestellungen auf dem Gebiet der Zell- und Molekularbiologie fachübergreifend die Kooperation zu ermöglichen. Die Forschungsschwerpunkte sind auf innovative Fragestellungen in den Bereichen Immunologie, Neurobiologie und Elektrophysiologie ausgerichtet. Beteiligt sind universitäre Einrichtungen aus den Fächern Zellbiologie, Anatomie, Hirnforschung, Genetik, Organische Chemie, Toxikologie, Innere Medizin, Physiologie, Augenheilkunde und Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. Außerdem wird mit dem Graduiertenkolleg die Einrichtung eines "Wahlpflichtbereichs" Zellbiologie im Studium der Humanmedizin als Modell nach den Vorgaben der achten Novelle der ärztlichen Approbationsordnung angestrebt. Auf diesem Wahlpflichtbereich soll eine Graduiertenausbildung aufgebaut werden, die auf eine wissenschaftliche Laufbahn in der Medizin vorbereitet. Sprecher des neuen Kollegs ist Prof. Dr. Hans-Georg Rammensee, Institut für Zellbiologie. Das Kolleg erhält für drei Jahre 970.000 DM zur Verfügung gestellt.
In den Graduiertenkollegs der Deutschen Forschungsgemeinschaft, von denen es insgesamt 296 gibt, arbeiten jeweils 15 bis 25 Doktoranden im Rahmen eines koordnierten Forschungsprogramms auf innovativen und interdisziplinären Forschungsfeldern zusammen. Ein systematisch angelegtes Studienprogramm vermittelt den Teilnehmern eine fundierte Einführung und ein umfassendes Verständnis des Wissenschaftszweigs, in dem die jeweiligen Dissertationen entstehen. Die Aufnahme in ein Graduiertenkolleg erfolgt nach einem strengen Auswahlprozeß, die Stipendien werden bundesweit ausgeschrieben. Mit dem Programm der Graduiertenkollegs, das gemeinsam von Bund und Ländern finanziert wird, werden heute rund 10 Prozent der Promotionen in Deutschland gefördert.
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